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Griechische Mythologie

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Die beiden Bezeichnungen Mythologie und Mythos werden vielfach gleichgesetzt. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch werden diese Begriffe jedoch streng auseinandergehalten; da sie verschiedene Dinge bezeichnen. Mythos (grch.; lat. mythus) heißt im allgemeinen Erzählung oder Überlieferung, besonders die Überlieferung der Götter- und Heldengeschichte aus der Vorzeit; unter Mythologie versteht man die Wissenschaft von den Mythen, den Götter- und Heldensagen.

In den Mythen sind alle Themen enthalten, die über die Entstehung der Welt, der Menschen usw. etwas aussagen. Vorstellung über die Entstehung - Kräfte, welche nicht erklärbar sind (Brockhaus Band 12, Seite 32) - muß also eine Kraft sein - verschiedene Erscheinungen bedingen viele Götter, welche dem Menschen gegenüber freundlich, angenehm, erwünscht oder verderblich, furchtbar.

Da diese der menschlichen Einwirkung entzogen waren, so erschienen diese Personen als Gottheiten, und zwar so viele, wie man voneinander unabhängige Kräfte wahrnehmen konnte.

Der Mythos ist in der Regel in der Form eines historischen Berichts dargestellt, in dem ein tatsächliches Geschehen überliefert wird. Oftmals ist dieser Sachverhalt aber nur das Produkt einer bestimmten Vorstellungsweise.

Dabei handelt es sich um erdichtete Vorgänge, die aus dem Glauben oder einer religiös bedingten Einbildungskraft hervorgegangen sind. Den Zweck solcher Mythen kann man darin sehen, dem Menschen die Erscheinungen, die ihn umgeben, aus den Vorgängen einer sehr viel früheren Zeit zu erklären.

Darüber hinaus kann aber solchen Erzählungen auch etwas an Wahrheit oder im historischen Sinne Tatsächliches zugrunde liegen, was aber durch einen starken Zusatz alten Glaubens oder volkstümlichen Denkens entstellt wurde. Da in diesen Fällen die Wahrheit zur Dichtung geworden ist, spricht man von einer Sage.
 
 

Der Mythos enthält einen Bericht, in dem die Natur und die Entstehung der Welt aufgezeichnet ist. Die geistigen Kräfte werden nach Art des menschlichen Handelns dargestellt; die Vorgänge selbst werden von Göttern und Helden ausgeführt.

Wesentliche Merkmale des Mythos sind die anschaulichen Schilderungen der Sachverhalte und die Art, in der die Helden als unerreichbare Vorbilder dargestellt werden. Zur Unterscheidung der vielfältigen Mythenformen hat man eine Einordnung nach Typen vorgenommen:

 theogonische Mythen - von Theogonie (grch.), Lehre über Ursprung und Herkunft der Götter-, die von der Geburt der Götter und den Götterkämpfen handeln;

 kosmogonische Mythen - von Kosmogonie (grch.), Lehre von der Entstehung der Welt-, die Erschaffung der Welt durch die Götter darstellen;

 kosmologische Mythen - von Kosmologie (grch.), Lehre vom Weltall-, die sich mit den Erscheinungen der Naturabläufe beschäftigen;

 anthropologische Mythen - von Anthropologie (grch.), Wissenschaft vom Menschen-, deren Themen sind die Entstehung des Menschen und seine Verknüpfung mit dem ihm von den Göttern auferlegten Schicksal ;

 soteriologische Mythen - von Soteriologie (grch.), Lehre von der Erlösung-, in denen die Erlösung den Menschen in dem Heilsplan der Götter geschildert wird,

 eschatologische Mythen - von Eschatologie (grch.), Lehre von den letzten Dingen-, die den Untergang der Welt, der Menschen und der Götter darstellen.

Im Bereich der europäischen Völker teilt man die Mythenkreise den einzelnen Volksgruppen oder Volksstämmen zu, z. B. griechische, römische, germanische, gallische, keltische und slawische Mythen.

Die Wissenschaft, die sich um die Deutung, Aufhellung und Erklärung dieser Sagenstoffe bemüht, besteht bereits seit Anfang der Antike, als sich die Mythographen mit diesen Themen beschäftigten.

Friedrich Nietzsche (*1844, gest. 1900) sah in der Gewinnung eines neuen Mythos entscheidende Antriebe für eine Kulturerneuerung.
(Aus: Das Wissen des 20. Jahrhunderts, 4. Band, Institut für Bildung und Wissen, Köln- Rheda -Salzburg 1960, 1962)
 

 Wir sind alle von Mythen umgeben. Einmal sind es die Alltagsmythen, wie etwa der Konsumgütermythos des "reichen Müßiggängers", der an azurblaue Palmenstrände "jettet" um dort zusammen mit leichtgeschürzten Schönen Bacardi zu trinken

 Oder der "Camel - Mythos", der "Marlboro - Mythus"; der "Duft der großen weiten Welt", "der Geschmack des Nordens" usw.

Andere sind die Weltanschaungsmythen

z. B. die "freie Marktwirtschaft" sei gut
 der Kommunismus repräsentiere "das Reich des Bösen"
 andererseits der Mythos vom "Klassenfeind", vom "bösen  Kapitalisten"

Beides sind weitere Begriffe. Im engeren Sinne ist der Mythenbegriff in der Religionswissenschaft zu finden.

Mythen seien dort "wahre Erzählungen" über Urzeitgeschehnisse, in denen göttliche Personen auftreten, deren Aktionen für die Welt des Erzählers und seiner Zuhörer Bedeutung haben.

Mythus * Ritus, wer begründet wen ?

Ist nicht schon das Erzählen eines Mythos Kulthandlung ?

Im übrigen kann ein Mythus ebenso Geschichte machen, wie politische Geschichte zur Heilsgeschichte, zum Mythus werden kann (für beides bietet das "Dritte Reich" eindrückliche Beispiele - siehe Alfred Rosenberg´s Mythos des 20. Jahrhunderts).
 

Erst mal voranstellen, daß Griechenland uns viel näher steht, als Indien oder China, was die Religion oder Philosophie angeht.

Die Zeit der alten Kulturen der östlichen Mittelmeergebiete der Ägypter, Assyrer, Babylonier oder Kreter, war vorbei.

"Goldenes Zeitalter" des Perikles (443-429 v. Chr.)

Träger der weltgeschichtlichen Entwicklung - Handel - Schiffahrt - erstreckten sich über die ganze, mittelmeerische Welt - Spanien, Südfrankreich - Nordafrika - Sizilien - Unteritalien - Ägäis und Kleinasien.
 

Inwieweit das Meer einen positiven Einfluß hat * Berührung mit anderen Völkern und deren Denkweise, Religionen.

Vornehmlich aus den unsterblichen Dichtungen Homers kennen wir das damals versunkene, heroische Zeitalter der Griechen. (Werke Illias und Odyssee - ~ 8. Jh. v. Chr. )

Heldenzeit - gab Homer seinem Volk sowohl die gültigen Bilder seiner Götter als auch die Vorbestimmtheit des menschlichen Schicksals durch den Rat der olympischen Götter. Anteilnehmend greifen sie in das Leben der Menschen ein und verlangen Verehrung.

Weiterhin sind den mit menschlichen Eigenschaften ausgestatteten Göttern auch Heiterkeit und Humor nicht fremd, wie ihr "homerisches Gelächter" bekundet, was wegen des bei einem Schäferstündchens ertappten Götterpaares Ares und Aphrodite ausbrach.

Aus dem Werk des Hesiod "Theogonie" - Entstehung der Götter - können wir uns ein Bild der griechischen Religion machen.

Wir denken bei Religion der Griechen sogleich an die strahlende Götterwelt der sogenannten homerischen Tradition.

Dieser Welt der von schönen, geistigen, sehr menschlichen Zügen tragenden Göttern steht eine andersartige religiöse Strömung gleicher Mächtigkeit gegenüber.

Nicht griechischen Ursprungs, sondern vom Orient kommend. Bei Griechen Diesseitigkeit und Helle, bei den anderen Dunkel und Jenseits - Sünde, Buße und Reinigung (Dionysoskult, Kabbala,...) - Geheimlehren, deswegen wissen wir sowenig davon.

Im übrigen hängen große Teile der griechischen und später auch der römischen Bevölkerung an diesen Strömungen.
 
 

Zu den äußeren Formen des religiösen Lebens, haben die Griechen zu keiner Zeit, weder später, noch in der Frühzeit, einen Priesterstand besessen, der an gesellschaftlicher Macht oder Einfluß mit den indischen oder ägyptischen zu vergleichen wäre.

Bei all den Gottheiten macht sich nun aber ganz besonders das einzige poetische und künstlerische Genie der Griechen geltend. Während bei anderen Völkern die Gestalten der Götter wie die Sagen von ihnen mehr oder wenige blasse Schatten bleiben, gelangen sie bei den Griechen, zuerst durch die Dichter, zur vollendeten, ebenso idealschönen als individuellen Gestaltung.

Und nachdem die Dichter vorausgegangen waren, stellte hernach die bildende Kunst diese Idealgestalten in Statuen aus Marmor, Erz, Elfenbein und Gold, wie in Gemälden und anderen Kunstwerken leibhaftig dar.

Irgendwann wird der religiöse Charakter der Mythologie vom ästhetischen überwuchert, was dann auch geschah.
 

Griechische Götternamen - Römische Götternamen
 
Zeus - Jupiter
Hera - Juno
Athene - Minerva
Demeter - Ceres
Apollon - Apollo
Artemis - Diana
Hephäistos - Vulcanus
Poseidon - Neptunus
Hades - Pluto
Hermes - Mercurius
Dionysos - Bacchus
Ares - Mars
Aphrodite - Venus
Eros - Amor
Herakles - Hercules
Hestia  - Vesta
 
 

SCHULE:

Religiöses Denken und Feiern

Das öffentliche Leben war bei den Griechen ganz von religiösen Gewohnheiten durchdrungen: Bei den Göttern wurde geschworen, Götter wurden vor großen Entscheidungen um Rat gefragt, den Göttern wurde geopfert, und ihnen zu ehren feierte man Feste. Die Götter, so glaubten die Griechen, sehen den Menschen ähnlich, doch sind sie vollkommener als Menschen. Sie besitzen Unsterblichkeit, kraftvolle Schönheit und unvergängliche Jugend. Man schmückte die Vorstellung von den Göttern durch zahllose Geschichten aus und scheute sich nicht, fremde Götter in den Kreis der Griechischen Gottheiten aufzunehmen. (Was womöglich als tolerant darzustellen ist). Nach und nach setzte sich bei den gebildeten Griechen die Vorstellung durch, daß Götter nicht übermächtige Wesen seien, sondern als Lenker des Schicksals für Gerechtigkeit unter den Menschen sorgten. Im Göttlichen sahen sie so das Sittengesetz verkörpert. In den meisten Städten und Heiligtümern verehrten die Griechen mehrere Gottheiten. Aber so wie Olympia dem Zeus gewidmet war, so gehörte der Tempelbezirk von Delphi dem Gott Apollon. Seine Priesterin hieß Pythia. Durch ihren Mund verkündete Apollon den Menschen seinen göttlichen Willen.

"Einzelnen Menschen gab Pythia nur selten einen Rat oder eine Weisung, wohl aber Staaten, Städten und Königen ... Man kam nach Delphi, wenn es um Krieg oder Frieden ging, Kolonien angelegt werden sollten, man Verfassungen ändern, neue Kulte einführen oder Kulte an andere Orte übertragen wollte. So wurde Apollon zum religiösen Gesetzgeber der griechischen Staaten."

(Aus: E. Peterich / J. Rast, Griechenland, Olten und Freiburg 1964, S. 273f.)

(Alles aus: Geschichtliche Weltkunde, Band 1, Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main - Berlin - München, 1979)
 


Literaturverzeichnis:

- Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Hans-Joachim Störig, Band 1,  Fischer Verlag, Frankfurt am Main, 1985
- Mythos; Erzählende Weltdeutung im Spannungsfeld von Ritual,  Geschichte und Rationalität, Gerhard Binder und Gerd Effe,  Band 2, WVT, 1990
- Der Glaube der Hellenen, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf, 1. Band,  Benno Schwabe & Co. Verlag, Basel, 1956
- Das Wissen des 20. Jahrhunderts, 4. Band, Institut für Bildung und W Wissen, Köln - Rheda - Salzburg, 1960,1962
- Brockhaus´ Conversationslexikon, Band 8 + 12, Verlag Brockhaus,  Leipzig 1895
 

 
 
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Wolfgang Hanagarth