Wandervogel

Deutschland

Festakt in der Paulskirche am 4.10.1998

Farben der DHG Westmark

Meldungen und Meinungen zum 6. Deutschen Akademikertag in Frankfurt am Main CDA –

Pressemitteilung: Verbindungsstudenten waren vor 150 Jahren maßgebliche Mitglieder im Paulskirchenparlament Frankfurt am Main, im September 1998: Die Korporationen an Deutschen Hochschulen werden am 4. Oktober 1998 die Wiederkehr des Zusammentritts des Paulskirchenparlamentes feiern. Ausrichter der Veranstaltung sind„die Akademikerverbände“ Frankfurt am Main“, ein ad hoc - Zusammenschluß auf Initiative des Conventes Deutscher Akademikerverbände (CDA), sowie der Deutschen Burschenschaft, der Neuen Deutschen Burschenschaft mit dem Cartellverband der katholischen Deutschen Studentenverbindungen (CV).„Die Akademikerverbände“ umfassen praktisch sämtliche Korporationsverbände und zählen 140.000 Mitglieder in mehr als 1.100Studentenverbindungen und Altherrenschaften. Mit dem Festakt, zu dem auch Bundestagspräsidentin Frau Prof. Dr. Rita Süßmuth erwartet wird, verfolgen die „Akademikerverbände“ das Anliegen, ihre Verbundenheit mit den Ereignissen um die Geburt der Demokratie in Deutschland zu zeigen, aber ebenso auch auf die maßgebliche und aktive Mitwirkung korporierter Akademiker in dieser historischen Stundehinzuweisen. Im Mai diesen Jahres jährte sich zum 150 Male der Tag oder konstituierenden Sitzung der Nationalversammlung in Frankfurt am Main, die auch unter der Bezeichnung „Paulskirchenparlament“ bekannt ist.

Diesem ersten Parlament in Deutschland gehörten eine ganze Reihe von Männern an, die einst Verbindungsstudenten an Deutschen Universitäten waren. Einige von ihnen bekleideten höchste Ämter. An erster Stelle ist Wilhelm Heinrich August Reichsfreiherr von Gagern zu nennen. Am 20.8.1799 in Bayreuth geboren, nahm er 1815 an der Schlacht von Waterloo teil, studierte dann Jura in Heidelberg und Jena und gehörte ab 1832 dem hessischen Landtag an. 1848 nahm er als führender liberaler Politiker an den Vorbereitungen zur Einberufung des Vorparlaments teil und wurde erster Präsident der Frankfurter Paulskirchenversammlung. Im Dezember 1848 wurde er zum Reichsministerpräsidenten ernannt. Von Gagern starb am 22.Mai 1880 in Darmstadt.Ein führender Mann war auch der Staatsrechtler Johann Gustav Wilhelm Moritz Heckscher, geboren am 26.12.1797 in Hamburg. In Heidelberg studierte es von 1816 - 1820 Rechtswissenschaft. 1848 wurde er Mitglieder Frankfurter Nationalversammlung, im Juli 1848 zum Reichsminister der Justiz. Später wurde er ins Amt des Auswärtigen berufen. Er starb am07.04.1865 in Wien.

Großen Einfluß hatte auch Karl Mathy, geboren am 17.März 1807 in Mannheim. Auch er studierte Jura an der Heidelberger Universität. Da er als einer der vielen Korporationsstudenten 1832 am Hambacher Festteilgenommen hatte, mußte er 1834 in die Schweiz emigrieren. Doch im Jahre 1842 berief man ihn in die badische Zweite Kammer, schließlich1848 ins badische Ministerium. 1848 wurde er in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Als Unterstaatssekretär im Reichsfinanzministerium vertrat er stets eine Politik der nationalen Einigung. Karl Mathy verstarb am 03. Februar 1868 in Karlsruhe.

Aber auch den Weg vor 1848 haben Mitglieder von Studentenverbindungen maßgeblich beeinflußt und geebnet. Zwei der bestimmenden Daten sollen Erwähnung finden. Zum einen ist es das „Wartburgfest, das am 18. und 19. Oktober 1817stattfand. Dort forderten Verbindungsstudenten „die Freiheit des Wortes, also Pressefreiheit. Weiterhin prangerte man die „nationale Zersplitterung“ an. Die Teilnehmer wollten ein „einiges Deutschland“. Ein zweiter Meilenstein ‚war das “Hambacher Fest“. Am 27. Mai 1832versammelten sich in Neustadt an der Hardt (Weinstraße) etwa 30 000 Menschen. Unter Ihnen waren zahlreiche Verbindungsstudenten, darunter auch Karl Mathy. Die Teilnehmer formierten sich zu einem langen Zug, der sich hinauf zur Schloßruine „Maxburg“, oberhalb Hainbach (Weinstraße), bewegte. Dieses Ereignis kennt und feiert man noch heute als das“ Hambacher Fest”. Hier wurden erneut die Forderungen aufgestellt, die schon beim Wartburgfest auf dem Programm standen. ‚Das „Hambacher Fest” ist wohl als die größte Massenkundgebung im sog.„Vormärz“ anzusehen Im März 1848 setzte schließlich in den Deutschen Staaten die Revolution ein. Auch hier engagierten sich an vielen Orten frühere Korporationsstudenten. Allenthalben forderte man ein Deutsches Parlament, Presse- und Versammlungsfreiheit sowie bürgerliche Ministerien. Es wird angestrebt, daß Nachfahren der eingangs erwähnten Männer an der Feierstunde in der Paulskirche teilnehmen. Ekkehard Eisenlohr stellvertretender Pressesprecher des CDA (akadpress / 26.09.1998)

Frankfurt: Corpsverbände begründen jetzt Absage am Paulskirchen-Festakt Warum die Kösener und Weinheimer Corpsstudenten am Festakt der Korporationen zum Paulskirchenjubliläum am 4. Oktober nicht teilnehmen werden (siehe akadpress-Meldung vom 5.9.1998), haben sie jetzt - der Presse - offiziell mitgeteilt. Der SPIEGEL zitiert in seiner heutigen Ausgabe den Vorsitzenden des Vereins Alter Corpsstudenten (VAC) Rolf Heinrichs mit der Begründung, die am Festakt teilnehmenden Burschenschaften ließen in ihren Reihen Studentenverbindungen zu, „in denen nachweisbar rechtsextremes und nationalistisches Gedankengutverbreitet wird“. Diese „Ewig-Gestrigen“ würden die „demokratischen Traditionen der Paulskirche“ mißbrauchen. Offenbar bezieht sich die Absage jedoch lediglich auf die Vorstände der beiden Corpsverbände. Der ebenfalls heute erschienenen aktuellen Ausgabe ihrer Mitgliederzeitschrift „Der Corpsstudent“ ist folgender Hinweis zu entnehmen: „VAC/KSCV und WVAC/WSC haben aus zwingenden Gründen die Teilnahme am Festakt in der Paulskirche abgesagt. Kartenbestellungenbleiben möglich über ...“. Es folgt die Frankfurter Adresse des für die Ausrichtung des Festaktes Verantwortlichen - ebenfalls Mitglied des Vereins Alter Corpsstudenten (VAC). Presseinformation der Corpsverbände vom 28.9.1998Datum: 28.09. 12:19 Uhr 

Der Vorsitzende des Verbands Alter Corpsstudenten e.V. (VAC), RA RolfHeinrichs, und der Vorsitzende des Weinheimer Verbands Alter Corpsstudenten e.V. (WVAC), Prof. Dr. Dieter Schmoeckel, erklären:Frankfurt (ots) - "Der VAC als Organisation des Kösener SC-Verbandes undder WVAC als Organisation des Weinheimer Senioren-Convents werden an demfür den 4.0ktober 1998 in der Frankfurter Paulskirche geplanten"Akademischen Festakt" zur Erinnerung an das Paulskirchenparlament von1848 nicht teilnehmen. Im Verzeichnis der teilnehmenden Verbände werdender VAC und der WVAC nicht aufgeführt werden.

Unsere Absage hat folgenden Grund: Die Unabhängigkeit des Convents Deutscher Akademikerverbände (CDA) als des nominellen Veranstalters ist angesichts der zeitlichen Verknüpfung mit dem Burschenschaftertag in Frankfurt, angesichts der Tatsache, daß die Deutsche Burschenschaft auf Organisation und Teilnehmerkreis einen nicht gerechtfertigten Einflußgenommen hat und nimmt, sowie angesichts der für die Veranstaltung vorgesehenen Informationsmittel nicht gewährleistet.

Die 200 Kösener und Weinheimer Corps, in denen ungefähr 25.000Mitglieder aktiv sind, verstehen sich als politisch neutrale und überkonfessionelle Organisationen der Studenten- und Akademikerschaft. Wir sehen uns daher nicht in der Lage, als "trojanische Esel" für Organisationen wie die Deutsche Burschenschaft zu dienen, zu denen entscheidende Unterschiede bestehen. In den Burschenschaften gibt es nämlich eine Reihe von Verbindungen, in denen nachweisbar rechtsextremes und nationalistisches Gedankengut vertreten wird und in denen frauenfeindliche und rassistische Ideen fröhliche Urständ feiern. Solange sich die Dachorganisation der Burschenschaften nicht von diesen Ewig-Gestrigen trennt, lassen wir uns nicht zu deren "nützlichen Idioten" machen.

Wir wollen nicht zulassen, daß die demokratischen Traditionen derPaulskirche von undemokratischen Kräften der heutigen deutschenStudenten- und Akademikerschaft mißbraucht werden."ots Originaltext: Verband Alter Corpsstudenten e.V. ( VAC )V.i.S.d.P. und Ansprechpartner für weitere Informationen:RA Rolf Heinrichs ( VAC )Tel.: 0 911 - 740 66 50Fax: 0 911 - 740 66 52Prof. Dr. Dieter Schmoeckel (WVAC )Tel.:0 61 51 -16 30 56Fax:0 61 51 - 16 30 21

CDA - Pressemitteilung (Hintergrundinformation):Festakt der Akademikerverbände am 4. Oktober in der PaulskircheFrankfurt am Main, 2.10.1998 : 900 von weit über 100.000Korporationsstudenten nehmen an der Veranstaltung in der Paulskircheteil. Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft "Die Akademikerverbände"Frankfurt am Main in Verbindung mit dem Convent DeutscherAkademikerverbände (CDA)1), der Deutschen Burschenschaft (DB), der NeuenDeutschen Burschenschaft (NeueDB) und dem Cartellverband derKatholischen Deutschen Studentenverbindungen (CV).Aktuell haben zwar der VAC als Organisation des Kösener SC - Verbandesund der WVAC als Organisation der Weinheimer Senioren - Convents ihreTeilnahme aus zwingenden Gründen abgesagt, was aber nicht heißt, daßkeine Corpsstudenten an der Veranstaltung teilnehmen.Die 900 zur Verfügung stehenden Karten wurden nach einem auf dieMitgliederstärke bezogenen Schlüssel an die beteiligten Verbändeverteilt, die diese wiederum Interessenten aus ihren eigenen Reihen zurVerfügung stellten.Die im Programmheft genannten Ehrengäste wurden vom Veranstalter direkteingeladen. Irrtümlicherweise sind darin auch Verbände genannt, dienicht Mitveranstalter sind. Es sind dies der Europäische Kartellverband(EKV), der Technische Cartellverband (TCV) und die Rudelsburger Allianz(RA).Veranstaltungen des Ausschusses für burschenschaftliche Arbeit der DB(AfBA), die zum gleichen Zeitpunkt in Frankfurt bzw. im Umfeld derPaulskirche stattfinden, stehen mit dem Festakt der "Akademikerverbände"nicht im Zusammenhang.1) Die Mitgliedsverbände des CDA entnehmen Sie bitte der CDA-Kurzdarstellung. Zum CDA ist ab November 1998 auch derSchwarzburgbund zu zählen.

CDA - Leserbrief an die Frankfurter Rundschau „Freie Aussprache“ Stadtrundschau, z. Hd. Herrn GöpfertFax (069) 2199-3272 : „Paulskirche Treffpunkt der Burschenschaftler“ vom2. Okt. 1998Endlich geht aus einem Bericht über Studentenverbindungen einmal hervor,daß nicht alle Korporationen Burschenschaften sind. Die geboteneVielfalt an Korporationsstypen bietet heute allen Studierenden Zugang.Ergänzend zu dem geführten Interview muß ich allerdings anfügen, daß dieFrage nach dem Bekenntnis zum Grundgesetz in den Akademikerverbänden,und hier habe ich nur für den Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA)gesprochen, im Zusammenhang mit den deutschen Grenzen gestellt wurde.Die Mitglieder des CDA, zu denen auch die Deutsche Burschenschaft (DB)zählt, bekennen sich uneingeschränkt zum Grundgesetz, zumal das Demokratieprinzip die Grundsäule einer jeden Korporation ist. Diegeschätzten „90 Prozent“ beziehen sich auf die Akzeptanz einzelnerMitglieder mit den heutigen Grenzen der Bundesrepublik. Hier gibt esMitgliedsverbände, die eine andere politische Auffassung vertreten, ohnegleich als Verfassungsfeind einstuft werden zu müssen.Richtigzustellen ist noch, daß die Corpsverbände nicht andere Corps sondern eine Reihe von Burschenschaften der DB pauschal als rechtsextremund frauenfeindlich pauschal verurteilt haben.Die den Festakt veranstaltende Arbeitsgemeinschaft „DieAkademikerverbände“ und der CDA haben nie eine Veranlassung gesehen,sich von angeblich rechten Burschenschaften „scheinbar“ zu differenzieren, da bisher kein Grund dazu bestand. Der „Streit“, obwohlzu unpassenden Moment, ist ein Zeichen der Meinungsvielfalt.Die Paulskirche ist ein Symbol der Demokratie, das dieVerbindungsstudenten als solches achten werden. Gerhard Serges, Bad HomburgSprecher Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA)

DIE AKADEMIKERVERBÄNDE Festakt aus Anlaß der 150. Wiederkehr der ersten deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche

Begrüßung durch Dr. Günter Paul, SAXONIA Leipzig,Vorsitzender der Vereinigung der Akademikerverbände zu Frankfurt am Main. Im Namen der Akademikerverbände darf ich Sie zum akademischen Festaktaus Anlaß der 150. Wiederkehr des ersten Paulskirchenparlamentsherzlich willkommen heißen.

Eine besondere Ehre und eine ganz besondere Freude ist es uns, daß diePräsidentin des deutschen Bundestages, Frau Professor Dr. Rita Süßmuth, heute an diesem akademischen Festakt teilnimmt. Wir danken Ihnenaufrichtig, daß Sie zu uns gekommen sind, und heißen Sie herzlichwillkommen. Sie erweisen dadurch gemeinsam mit uns den besonderenEreignissen um einen ersten Demokratieversuch in Deutschland vor 150Jahren die Ehre.

Nicht minder herzlich begrüßen wir den Präsidenten des hessischenLandtags, Herrn Klaus Peter Möller. Sie darf es mit besondererGenugtuung erfüllen, daß diese ersten Schritte auf dem schwierigen Wegzur deutschen Demokratie in einer jedenfalls heute, wenn schon nichtdamals - hessischen Stadt erfolgte. Das unterstreicht die Bedeutungunserer Region für die Entwicklung der deutschen Demokratie. Wir sind dankbar und freuen uns, daß Sie, Herr Präsident Möller, dieses Ereignisim Rahmen des heutigen akademischen Festaktes mit uns begehen.

Die Anwesenheit der 0berbürgermeisterin dieser Stadt, Frau Petra Roth,konstatieren wir mit besonderer Freude und Dankbarkeit. Ich darf Sie sehr herzlich willkommen heißen. Unser Dank Ihnen gegenüber beginntaber schon viel früher. Als Hausherr dieser geschichtlich so wichtigenStätte haben Sie uns die Räumlichkeiten für den heutigen akademischen Festakt überlassen. Das war keine leichte Entscheidung. Aber was wäreschon leicht auf dem Felde der Politik?! Wir danken Ihnen für Ihregroßzügige Entscheidung und heute vor allem auch für Ihre Teilnahme anunserem Festakt.

Für die Wissenschaften begrüßen die Akademikerverbände den Präsidentender Frankfurter Universität, Professor Dr. Werner Meissner. In einerGroßstadt wie Frankfurt am Main steht die Universität nicht immer imMittelpunkt. Sie ist aber ein wichtiger Teil des städtischen Lebens.Die hohe Zahl der Akademiker beim ersten Paulskirchenparlament warengleichsam ein Vorgriff auf diese universitäre Komponente unserer Stadt,die dann erst zum Ende des ersten Weltkriegs mit der Gründung derUniversität ihre nachträgliche Rechtfertigung fand. Akademiker standenan der Wiege der deutschen Demokratie. Bei ihrem Festakt streicht Ihre Teilnahme diesen Beitrag deshalb auch in besonderer Weise heraus.Die Paulskirche ist heute ein Ort nüchterner Würde. Als Symbol ist sieZeichen einer europaweiten Bewegung. Sie symbolisiert dabei beides: denAufbruch zur Freiheit und das Scheitern an der Macht der Obrigkeit. Sielehrt uns, daß dauerhafter Erfolg nur auf der Grundlage von Einigkeitund Recht und Freiheit möglich war und möglich ist. Insoweit ist undbleibt sie das zentrale Symbol für das Streben der Deutschen.Ein anderes Symbol ist in diesen Jahren hinzugetreten, aber durchaus nicht von minderer Bedeutung ist, wie der Bundespräsident in seinerFestansprache von dieser Stelle aus am 18. Mai dieses Jahres gesagthat: Der Fall der Mauer; das andere unauslöschliche Zeichen deutscherRevolution.

Damals, 1848, wurden die Prinzipien formuliert, die noch heute dieGrundlage unseres Staates ausmachen. Und wegen dieser heutigenBedeutung feiern wir das damalige Ereignis. Nicht das gestrigeinteressiert uns, sondern das Heute und Morgen, für das auch wir, die Korporationen, künftig Verantwortung tragen.Dieser Verantwortung - das wissen wir und das braucht uns kein Drittervorzuhalten - haben- wir uns als Korporationen (nicht insgesamt, aberdoch zu einer gewissen Zahl) nicht immer gewachsen gezeigt. Wir wollendiese Fehler heute nicht vertuschen, wenn wir an unsere positivenBeiträge zu diesem Staatswesen erinnern.

Wir vergessen ja auch nichtandere Aspekte wie z.B. den, daß 1848 zugleich das Jahr deskommunistischen Manifestes war, das mit Karl Marx einen Corpsstudentenals Autor hat.Ganz sicher bin ich mir aber, daß ich für alle Heutigen spreche, wennich feststelle, daß wir, die Akademikerverbände, zu den Grundsätzen derPaulskirche stehen und damit zugleich zu- Einigkeit und Recht und Freiheit eines vereinten Europasund mitten darin:unseres Vaterlandes.Akademikertag in Frankfurt am MainDer von CDA und CDK durchgeführte 6. Deutscher Akademikertag vom 2. – 4.Oktober 98 wurde ein voller Erfolg. Beide Herbstconvente und das vomMarburger Konvent (MK) ausgerichtete Verbändegespräch waren sehrinhaltsreich und gut besucht.

Gastgeber für den CDK war die Alte Straßburger Tunerschaft im CCAlsatia. Vorsitzender Mette konnte bis auf die fehlenden Corpsverbändealle weiteren Mitgliedsverbände begrüßen. Erste Früchte der Arbeit des neuen Vorstands in Richtung verbesserter interner Kommunikation.Der CDK – Convent meldete sich, allen Kritikern zum Trotz, eindrucksvollzurück.Es wird beabsichtigt, Interessen der Aktiven in Öffentlichkeit, ähnlichCDA bei den Alten Herren,zu vertreten. So- soll gegen korporationsfeindliche Maßnahmen an Hochschulen mitRechtsmitteln vorgegangen werden. Der CDA hat bereits Rechtsbeistand zugesagt.- werden Kontakte mit europäischen Hochschulgruppen gesucht,gegenseitige Besuche und Studentenaustausch nicht ausgeschlossen.- wurde die Presseerklärung der Altherrenorganisationen beiderCorpsverbände auf das Entschiedenste verurteilt. Der Convent hielt die Kritik an der deutschen Burschenschaft für unbegründet.

Der Vorstand wurde zu Schlichtungsgesprächen zwischenDeutscher Burschenschaft und beiden Corpsverbänden (KSCV und WSC)auf Aktivenebene angeboten.Der CDA – Convent fand am frühen Samstagmorgen auf dem Hause der KDStVGreiffenstein – Breslau im CV dem Frankfurter Nordend statt. DieSachthemen waren zweifelsohne durch die unglückliche Presseverlautbarungder Herren Heinrichs (VAC) und Prof. Dr. Schmoeckel (WVAC) zu für ihreVerbände Wochenbeginn überlagert.Demnach sehen sich beide Verbände, so wörtlich, „ nicht in der Lage,als "trojanische Esel" für Organisationen wie die DeutscheBurschenschaft zu dienen, zu denen entscheidende Unterschiede bestehen.In den Burschenschaften gibt es nämlich eine Reihe von Verbindungen, indenen nachweisbar rechtsextremes und nationalistisches Gedankengutvertreten wird und in denen frauenfeindliche und rassistische Ideen fröhliche Urständ feiern. Solange sich die Dachorganisation derBurschenschaften nicht von diesen Ewig-Gestrigen trennt, lassen wir unsnicht zu deren "nützlichen Idioten" machen.“VAC-Vertreter, Hans-Werner Kaller, forderte erneut, daß sich dieDeutsche Burschenschaft von Mitgliedsbündern am Rechten Rand trennensolle.

Das war starker Tobak und Zündstoff zugleich. CDA – VorsitzenderDr. Kießel weiß diese Forderung zurück. Der Convent stand geschlossenhinter der DB, da keine Nachweise über die erhobenen Vorwürfe vorlagen(... und bis auch heute nicht vorliegen).Noch am Vortag hatte die Deutsche Burschenschaft den CDA - Vorstand zueiner Erklärung in dieser Sachlage aufgefordert. Danach distanzierensich der CDA-Vorstand und der Convent ebenfalls auf das Entschiedenste.Ferner entspricht die Publikation der VAC- und WVAC- Vorstände eklatantin Inhalt, Stil und Verbreitungsweise dem korporationsstudentischen Ehrbegriff.

Die Streitigkeiten sind durch ein Schiedsgerichts-Verfahren zu regeln.Zu den behandelten Themen der Tagesordnung zählten die Gewährung vonRechtsbeistand bei Benachteilung von Korporationen durch Hochschule oderStudentenwerk, die Vorbereitung eines Festaktes 1999 in Berlin „50 JahreBundesrepublik“ , die 50 – Jahrfeier des CDA im Jahr 2000 in München,die Beitrittsverhandlungen mitdem Schwarzburgbund. Letztere dürften Ende Oktober nach einemVorstandsbeschluß endgültig beitreten.In einem Kurzvortrag zum Thema „Alumni-Organisationen“ plädierteEkkehard Eisenlohr (AHCC) dafür, daß sich die Korporierte daranbeteiligen mögen. Die gelebte Verbundenheit zur Hochschule ist eine derHauptaufgabe aller Korporationen.Der Nachmittag war dem Verbändegespräch gewidmet. Unter Leitung vonGünter Bucholz (MK) wurdeSchnell der Einstieg zum Thema „Korporationen und Hochschulen – Aus zweiKrisen zu einem Selbstverständnis“ gefunden. Mit dabei war ein Redakteurder Frankfurter Rundschau.Rechtsanwalt Ralf-Roland Schmidt-Cotta, C. Moenania Würzburg (KSCV) undGermania Lausanne, stellte in seinem Referat vier provokante Thesen auf,durch die Korporationen zu neuem Leben erweckt werden sollen.

1. den Verbindungen sind Ausstrahlung und Attraktivität verlorengegangen

2. die bisherigen Selbstverständnisse (Raison d’Etre) der Verbindungen sind weitgehend obsolet geworden

3. der Trend zur Anspruchslosigkeit der Korporationen muß gebremstwerden

4. die Hochschulen leiden unter Orientierungsmangel und suchen PartnerDiskussion und Ergebnisse werden in einer späteren Ausgabe im Detail veröffentlicht werden. Dennoch sollen einige Lösungsansatz erwähnt sein:Schmitt-Cotta nach, sollen sich die Korporationen neu definieren, Ziele und Aufgaben müssen klar werden. Nationale Themen, Ehrbegriffe undSelbstverständlichkeiten spielen dabei eher eine untergeordneteFunktion.Ein elitärer Anspruch erfordert Offenheit, Glaubwürdigkeit und Leistung.Verbindungen sollten sich auf Hinblick der Öffentlichkeitsarbeitrenommierte Partner aus der Gesellschaft suchen und strategischeAllianzen suchen. Als Beispiel wurde das vom CDA in 1997 geförderte Symposium „Der Burschen Herrlichkeit“ an der Universität Würzburggenannt. In der Gesellschaft und in der Hochschule sollen dieKorporationen eine Art „akademische Vorbildfunktion“ übernehmen.Projektbezogene Unterstützung und Zusammenarbeit mit Instituten oderFakultäten in Form von Fachveranstaltungen oder Veröffentlichungenbieten sich an.

Die Frankfurter Rundschau schrieb dazu in ihrer Montagsausgabe vom5.10., daß Schmidt-Cotta keinen Hehlaus der Bedeutungslosigkeit machte, die Studentenverbindungen seit der68er Revolte haben. Sollten die Korporationen nicht gänzlich überflüssigwerden, müßten sie „endlich heraus aus ihren Schneckenhäusern“und wieder mit den Hochschulen Kontakt aufnehmen.Ein oft zitierter Wunsch, der heute viel Umsetzungswillen erfordert.Das Rahmenprogramm des Tages begann am frühen Abend mit einer Schiffahrtder Neuen Deutschen Burschenschaft.Der zweite Tag schloß mit dem „Deutschlandkommers“ der DeutschenBurschenschaft im Zoo-Palais. Vor 700 Zuhörern prangerte Festredner,Pfr. Dr. Heiner Kappel (Generalsekretär des BFB) gesellschaftlicheMißstände im Land an. Er apellierte er an Politiker der etabliertenParteien, sich mit der Rechten auseinanderzusetzen.Seinen Vortrag beendete Kappel mit dem dramatischen Appell: „Noch habenwir ein deutsches Volk, doch mit jedem Tag, an dem man der aktuellenPolitik zuschaut, steht es schlechter um Deutschland.“

CDA - Vorsitzender, Walter Benno Kießel, bekannte in seinem Grußwort,daß er, als Corpsstudent, gerne zur Deutschen Burschenschaft gekommen sei. Die ungeheuerlichen Vorwürfe aus seinem Verband seien zu verurteilen. Die Mißbilligung durch den CDA und sein klares Bekenntnis zum interkorporativen Gedanken brachte ihm von Seiten der Burschen großen Beifall. Im Hinblick auf den Festakt in der Paulskirche wurdeder Kommers vom Sprecher der Vorsitzenden Frankfurt – LeipzigerBurschenschaft Arminia, Karl-Wolfgang Völger, zügig geführt und gegenMitternacht würdig beendet.

Hessen 3: Hessenschau / Sonntag, 4.10.1998, 19.30 UhrAkademischer Festakt:Burschenschaftler in der PaulskircheNeunhundert Korporierte trafen sich in der Frankfurter Paulskirche zu einem Festakt. Sie feierten das 150-Jahr-Jubiläum des ersten deutschen Parlamentes, dem seinerzeit auch viele Burschenschaftler angehören. Die Zusammenkunft wurde u.a. von den Grünen in der Stadt kritisiert, die dieMeinung vertreten, solch „rechte“ Gruppierungen hätten in der traditionsreichen Kirche nichts verloren.(akadpress / 04.10.1998) Paulskirche:„Freiheits- und Einheitsvorstellungen unverlierbares Verdienst der Akademikerschaft von 1848“Der Festakt der Korporationen in der Frankfurter Paulskirche ist beendet.

In seinem Festvortrag bezeichnete es der Hannoveraner Verfassungsrechtler Prof. Dr. Jörg-Detlef Kühne als „unverlierbaresVerdienst der seinerzeitigen Akademikerschaft, die Ausbildung des modernen Verfassungsstaates in Deutschland maßgeblich mitangestoßen und-getragen zu haben“. Als Vorkämpfer vieler Verfassungsaussagen von1848/49 und der davon bis heute ausgehenden Impulse gehörten sie seinerzeit zur verfassungspolitischen Avantgarde. Auch wenn dies heute nicht mehr überall geläufig sei, gelte dieses Urteil nachdrücklich auch für die damaligen studentischen Verbindungen. Es gehöre zu den Lehrender Paulskirche, daß Verfassungsbestand und -bewahrung ohne Grundkonsens für Verständnis und Vorzüge des modernen Verfassungsstaates nicht zuhaben sind. Auf diesem Felde könnten sich, so Kühne, die studentische Verbindungen bewahrend, aber auch zukunftsgewandt deutlicher profilieren. Grußworte überbrachten in der bis auf den letzten Platz besetzten Paulskirche Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süßmuth, die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, der Präsident des Hessischen Landtags Klaus-Peter Möller und der Frankfurter Universitätspräsident Prof. Dr. Werner Meissner.

In seiner Begrüßung betonte Dr. Günter Paulals Vorsitzender der veranstaltenden Akademikerverbände, die Korporationsstudenten wollten sich auch heute und morgen für die 1848formulierten demokratischen Ziele einsetzen und Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen. Paul räumte ein, daß sich die Korporationen dieser Verantwortung in der Geschichte nicht immer und nicht alle gewachsen gezeigt hätten: „Wir wollen diese Fehler heute nicht vertuschen, wenn wir an unsere positiven Beiträge zu diesem Staatswesenerinnern. Wir vergessen ja auch nicht andere Aspekte wie z.B. den, daß 1848 zugleich das Jahr des kommunistischen Manifestes war, das mit Karl Marx einen Corpsstudenten als Autor hatte“. Die im Vorfeld des Festaktes befürchteten Ausschreitungen von Korporationsgegnern blieben aus. Beobachter zählten vor Beginn der Veranstaltung lediglich etwa zehn Demonstranten.

Montag,05.10.1998900 Verbindungsstudenten treffen sich in der Paulskirche Frankfurt. Mit einer Rede von Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth (CDU)ist am Sonntag in der Paulskirche der 6. Deutsche Akademikertag zu Ende gegangen. Anläßlich des 150jährigen Bestehens der Frankfurter Nationalversammlung forderte die Politikerin die rund 900 aus ganz Deutschland angereisten Verbindungsstudenten auf, den „Geist der Bürgergesellschaft von 1848“ wiederzubeleben. Besonders die Universitäten hierzulande müßten politische Toleranz und Respekt lehren.„Neuer deutscher Hochmut und nationalistische Enge“ müßten bekämpft werden, sagte Süßmuth beim abschließenden Festakt der dreitägigen Veranstaltung. Der Deutsche Akademikertag, ein Zusammenschluß von verschiedenendeutschen Burschenschaften, Studentenverbindungen und Akademikerverbänden tritt alle drei Jahre in Deutschland zusammen. Die Akademikerverbände haben nach eigenen Angaben bundesweit etwa 140 000Mitglieder in mehr als 1100 Studentenverbindungen. (lhe)©

Frankfurter Neue Presse 1998"Der Festakt war von herausragender Kultur einer geistigen Verfassung, die nicht dazu angetan ist, uns selbst auf die Schultern zuklopfen; sie gibt uns Ansporn und Mut, die nicht leichten Aufgaben beherzt anzugehen". Klaus Gerstein, C. Rheno-Ghuestphalia Münster, C. Rhenania Tübingen, Studentenhistoriker nach dem akademischen Festakt der Akademikerverbände am 4.10.1998 in der Frankfurter Paulskirche “Dieser Festakt ist in der Geschichte der Bundesrepublik eines derherausragenden Ereignisse überhaupt gewesen. Die öffentliche Selbstdarstellung und Außendarstellung war auf jeden Fall einüberragender Spiegel der Akademikerverbände, die 1848 Maßstab für ihr Wirken nehmen.Wenn denn die umstrittenen Burschenschaften und Akademikerverbände sich öffentlich zu diesen demokratischen Traditionen bekennen, so sollten sie ihre Selbsteinschätzung 1998 zu 1848 dokumentieren. Christoph Cobet, Frankfurt am Main, 7.10.1998

Historiker (nicht korporiert)S E R V I C ECDA/CDK-Schrift "Einheit und Vielfalt der Korporationsverbände" erschienen. Die zweite Auflage von "Vielfalt und Einheit der Deutschen Korporationsverbände", aus CDA/CDK-Schriftenreihe "Der Convent", ist planmäßig zum Akademikertag in Frankfurt erschienen. Auf 240 Seiten mit 18 Abbildungen hat das Redaktionsteam Harro Mies /Gerhard Serges neben den Verbändedarstellungen, Anschriften der aktiven Korporationen, den Abkommen und Statuten, auch einen kurzengeschichtlichen Abriß der interkorporativen Zusammenarbeit derv ergangenen 20 Jahre dokumentiert: Akademikertage in München, Heidelberg und Bonn, 25 Jahre CDK, Empfangdes CDK beim Bundespräsidenten, die Entwicklung des Korporationswesens in der DDR und das Wartburgfest von 1992. Herausgeber sind CDK und CDA. Erschienen im CDK-Verlag.Gesamtherstellung: akadpress - Büro Pfr. D. Frische, Essen. Preis: DM18,- incl. Versandkosten. Zu beziehen über den Buchhandel unter ISBN-Nr.3-9803220-1-7oder den CDA c/o Dr. Dietrich Leßmann Hägerstieg 26 34346 Hann.-Münden Tel./Fax (05541) 31296 Büro (0551) 393415 E-Mail: fona@gwdg.deAktive Bünde, deren Verbände dem CDK oder CDA angehören, erhalten je 1Exemplar zu einem Sonderpreis über ihre Verbandsgeschäftsstelle. PHOENIX – Film: Festakt PaulskircheDer Festakt wurde aufgezeichnet. Manuskripte oder Aufzeichnungen auf Videokassetten der PHOENIX- Produktionen können unter nachfolgender Adresse gekauft werden: Deutscher Instituts-Verlag GmbH Rundfunkservice, PF 51 06 70, 50942 Köln,Tel. 0221/49 81 529, Fax 0221/49 81 5048.10.1998Dokumentation geplant

Eine Dokumentation des Festaktes ist in Vorbereitung.Erscheinungstermin:Voraussichtlich: 1. Quartal 1999. Vorbestellungen können an die CDA –Geschäftsstelle gerichtet werden. Pressespiegel: Führungseliten:Weitreichende Entscheidungen werden an exklusiven Manager-Stammtischen getroffen VDI nachrichten, 02.10.1998 Eine Einladung zu den Jahreszeiten-Gesprächen", gibt ein mittelständischer Unternehmer unumwunden zu, "würde ich ganz bestimmt nicht ablehnen." Doch daraus wird vorerst wohl nichts. Wenn der Frankfurter Headhunter und Unternehmensberater Uwe Fenner viermal jährlich zum Exklusiv-Event in seine sechszimmerige Gründerzeitwohnung im Berliner Bezirk Friedenau bittet, haben nämlich nur die oberen Tausend aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft eine Chance. Prominente Gäste wie Ignatz Bubis, Heinz Dürr oder Lutz Raettig, Vorstandsvorsitzender der Morgan Stanley Bank AG, halten dann kleine Vorträge, ansonsten dient das Come-together bei Kartoffelsalat, Canapées und Miniaturwürstchen vor allem dem Visitenkarten-Austausch sowie der Anbahnung neuer laufender Geschäfte. Die Erste Klasse der hauptstädtischen Gesellschaft unterscheidet sich freilich kaum von der in München oder Düsseldorf. An den entscheidenden Schalthebeln der Gesellschaft herrscht Corpsgeist. Mehr oder minder regelmäßige Zusammenkünfte der Leistungselite in exklusiven Zirkeln gehören zum Management-Alltag wie die Seilschaft zum Klettern. Auf dem Weg nach oben sind Kontakte die conditio sine qua non, beim Balanceakt auf den Gipfeln der Macht dienen sie als Spannseile. Und falls es mal zum Absturz kommen sollte, federt ein Netz aus persönlichen Vertrauten den Schicksalsschlag am ehesten ab.

Obwohl Corpsstudenten an den Hochschulen zahlenmäßig nur eine untergeordnete Rolle spielen, rekrutieren sich immer noch 20 % aller deutschen Vorstandsvorsitzenden aus studentischen Verbindungen - prominentes Beispiel: Allianzchef Schulte-Noelle. Sehen und gesehen werden, heißt die Devise Doch auch ohne Schmiß: Informelle Treffen haben für Politikentscheider und Wirtschaftslenker häufig ein weitaus größeres Gewicht als medial aufbereitete Großveranstaltungen. So ist es bekannterweise weniger der Vortragsmarathon, der die globale Elite alljährlich um anerkannt exklusiven Wirtschaftsforum nach Davos lockt, sondern eher die Chance, in wechselnder Zusammensetzung unkompliziert und off the record mit seinesgleichen plaudern zu können. Sehen und gesehen werden, heißt die Devise, und die bleibt selbst im Multimedia-Zeitalter mit Videokonferenzen und E-Mails die Grundlage des Geschäfts. Die regelmäßige Präsenz auf scheinwerferbestrahltem Parkett ist aber nur die Pflicht. Entscheidende Karriere- und Machtvorteile bietet allein die Kür - mit der regelmäßigen Teilnahme an den Veranstaltungen einschlägiger Verbände oder Vereine, exklusiver Clubs oder nur wenigen Auserwählten zugänglicher Salons. Es sind zumeist reine Männerbünde, die die Frankfurter Headhunterin Dr. Gabriele Willner einst sarkastisch so übertitelte: "Dogs and Ladies not admitted".

Wirtschaftsgeschichte wird seit eh und je in den vor der Öffentlichkeit verborgenen Privatzirkeln geschrieben, und nicht auf den Hauptversammlungen der regionalen Industrie- und Handelskammern. Denn wie sonst konnte ein Jürgen Schrempp den Daimler-Chrysler-Deal einfädeln und bis zur letzten Sekunde auch vor den investigativsten Medien des Landes geheimhalten? Wie konnte Friedel Neuber die WestLB zum größten und einflußreichsten öffentlich-rechtlichen Kreditinstitut mit angeschlossenem Immobilien-Imperium ausbauen? Zwar gibt es immer Assistenten, juristische Berater, Daten-Zulieferer oder einfach nur zufällige Beobachter, die von den geheimen Treffen in Flughafen-Lounches und Hotelsuiten wissen und ihre Insider-Kenntnisse leicht in Informantenhonorare verwandeln können. Aber: "Wer bei wichtigen Geschäften plaudert, undichte Stellen in seiner Organisation zuläßt oder geheime Nebenabmachungen bricht", weiß ein Unternehmensberater, der in diesem Zusammenhang "auf gar keinen Fall" namentlich genannt werden möchte, "lebt gefährlich". Der Consulter ergänzt: "Er ist gefährdet im Job." Denn würde zugelassen, daß Interna nach außen getragen werden, konterkarierte dies den Zweck des Zusammenschlusses. Und der lautet immer: Wissen ist Macht - Geheimwissen verleiht mehr Macht.

Bei den meisten geheimen Verabredungen deutscher Unternehmer und Manager geht es meist um ziemlich Banales: die Ausgestaltung oder die Beschleunigung ganz normaler Business Affairs. Im kleinen Kreis lassen sich Vorgespräche zügiger führen als in großen Ausschüssen und Arbeitsgruppen. Daß Duzfreundschaften aus Jahrzehnte zurückliegenden Hochschulzeiten oder Seelenverwandtschaften, dank verbindender Hobbies, die Gesprächsatmosphäre verbessern, wird niemand ernsthaft bestreiten. Außerdem geht aus keinem Schriftstück glaubwürdig hervor, wie zuverlässig ein potentieller Geschäftspartner oder Mitarbeiter tatsächlich ist. Im persönlichen Gespräch ist das Thema mit einem Fingerzeig geklärt. Ebenso außer Zweifel steht, daß die Mitgliedschaft bei den Rotariern oder im Lions Club mehr als nur die Anerkennung des erreichten Gesellschaftsstatus ist. Sie ist die Eintrittskarte in den Kreis der Erfolgreichen, die noch erfolgreicher werden wollen. Nicht anders bei den Logen, den Orden, den Bruderschaften, den Corps-Gemeinschaften oder den Alumni-Clubs. Man hilft sich gegenseitig beim Aufstieg auf der Karriereleiter. Und wenn die wackeln sollte, dann wird auch schon mal eine Brücke ans rettende Ufer oder in Richtung eines neuen Geschäftsfeldes gebaut. Warum eigentlich auch nicht? Wer nicht dazugehört, spricht gerne abschätzig von "Seilschaften".

Wer die Kunst der Kontaktpflege meisterlich beherrscht, preist die Vorzüge des "old boys network". Das Kennzeichen des beruflichen Networkung ist die Exklusivität. Bei den Rotariern beispielsweise kann man sich nicht um die Mitgliedschaft bewerben, sondern man muß aus dem Kreis vorgeschlagen werden. Von jeder Berufsgruppe darf nur ein Vertreter pro Club vertreten sein. "Natürlich finden sich in einer Stadt wie Frankfurt immer Wege", räumt ein Mitglied - Direktor einer Großbank - ein, "Untergruppen für die Angehörigen des Kreditgewerbes zu finden." "Um geschäftlichen Kontakt muß sich niemand sorgen" Sollte ein zweiter Bankdirektor dem Verein beizutreten wünschen, kann ein neuer Rotarier-Tisch gegründet werden. Außerdem gibt es bei bundesweit mehr als 700 Clubs immer einen, der noch neue Mitglieder aufnimmt. Mindestens ebenso wichtig wie die Exklusivität ist die Mission. Im Lions Club heißt sie seit 1917 für weltweit mehr als 1,4 Mio. Mitglieder "We serve". Auf seiner Homepage schreibt der Club in Lingen-Machurius, daß Lions in mehr als 40 000 Clubs "in gegenseitiger Achtung und Freundschaft die weltweit größte Service-Organistion" bildet.

Um einen geschäftlichen Kontakt im Ausland braucht sich ein Lions-Mitglied keine Sorgen zu machen. Dezidiert wird darauf hingewiesen, daß "Freundschaft, Kameradschaft und gegenseitiges Verständnis" gepflegt werden sollen, "ohne jedoch politische Fragen parteiisch und religiös unduldsam zu behandeln." Da geben sich andere Vereine, Verbände und Clubs wesentlich zurückhaltender. Wer sich über "Geheimbünde" im Internet informieren will, wird mit Hilfe fast aller bekannten Suchmaschinen fündig und stößt dort auf Zusammenschlüsse, bei denen ebenfalls auffallend oft von Freundschaft und Kameradschaft die Rede ist. Bei vielen ist die Nähe zu rechtspolitischen Parteien und national orientierten Inhalten unübersehbar. Die deutliche Mehrheit aber hat den parteipolitisch und konfessionell neutralen Gedankenaustausch im Sinn. Teils an örtlichen Tischen, teils auf dem elektronischen Datenhighway werden Informationen und Wissenswertes zum gegenseitigen Nutzen zur Verfügung gestellt. Selbst altehrwürdige Zusammenschlüsse präsentieren sich inzwischen professionell im Internet. Beispiele sind die 1831 gegründete Hannoversche Burschenschaft Arminia, die 1815 in Jena gegründete Deutsche Burschenschaft oder die Burschenschaft Alemannia. Was die Gründer der Alemannia 1836 als erste deutsche, nichtschlagende Verbindung verkündeten, gilt heute auch noch für die 400 aktiven und rund 3000 passiven Mitglieder: "Mit Worten statt mit dem Degen fechten", "kritisches Bewußtsein", "Offenheit für neue Ideen" und "Aufbau einer lebendigen Gemeinschaft. Lebenslang." In ganz so weit gesteckten Zeitdimensionen denken die Besucher der "Ständigen Vertretung" am Schiffbauer Damm in Berlin-Mitte nicht.

Trotzdem ist die In-Kneipe für alle Hauptstädter mit Affinität zur Bundesregierung und ihrem Troß nachziehender Wirtschaftsverbände der hauptstädtische "genius loci". Fraktionsmitglieder der Bundesparteien, rheinländische Unternehmer und hochkarätige Manager internationaler Konzerne treffen sich dort vor Fotos von Kiesinger bis Brandt und unter einem riesigen Schild mit der Aufschrift "Vom Westen lernen, heißt siegen lernen". Es ist also schon richtig beobachtet, wenn der Wunsiedeler Unternehmensberater Robert Kober behauptet: "Die Welt wird an Stammtischen regiert. Man muß nur am richtigen Tisch sitzen." CHRISTINE DEMMER

Im aktuellen Hochschul-Anzeiger der Frankfurter Allgemeinen, Ausgabe39, findet man zwei Berichte ueber Korporationen. "Studentenverbindungen - Gemeinschaften auf Lebenszeit" und "Burschenschaften- Ein historischer Rueckblick". Abgesehen von einigen Begriffsverwechslungen sind beide sehr sachlich und versuchen, gaengigeVorurteile zu erklaeren oder sogar auszuraeumen. Ich habe in siebenJahren Verbindungszugehoerigkeit noch nie so wertfreie, durchaus positive Artikel ueber Burschenschaften in ueberregionalen Zeitungen gelesen. Kann es sein, dass es einen Trend zu weniger polemischer und eher sachlicher Berichterstattung ueber Verbindungen in den Medien gibt?  Sollten die Bemuehungen vieler Verbaende, vor allem auch der DB, eine gute Oeffentlichkeitsarbeit zu machen, endlich Fruechte tragen? Oder ist die FAZ doch nur eine positive Ausnahme? Olaf Riepen Z! (29)B! Holzminda Goettingen (DB)

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