Wandervogel

Wirtschaft

Japan

Farben der DHG Westmark

 

KFZ-Kennzeichen: J -
Fläche: 377 801 km² -
Einwohner: 122,6 Mill. -
Hauptstadt: Tokio -
Landessprache: Japanisch -
Nationalfeiertag: 29.4. -
Währung: 1 Yen = 100 Sen -
Lage: zwischen 24° und 46° n.Br. sowie 123° und 146° ö.L. -
Zeitzone: Mitteleuropäische Zeit +8 Std. -
Grenzen: Inselkette zwischen Ochotskischem Meer im N, Pazifischem Ozean im O, Ostchinesischem Meer im SW und Japanischem Meer im W. -
Staatsform: parlamentarische Monarchie



 

Landesnatur:

Vulkanische Gebirge, die im Fudschiyama (3776 m) südwestlich von Tokio gipfeln, bestimmen das Gesicht der vier großen (Honschu, Hokkaido, Kyuschu, Schikoku) u. zahlreichen kleineren Inseln. Die Gebirge nehmen rd. 80% der Fläche des Landes ein, das zu zwei Dritteln mit Wald bedeckt ist. Es gibt mehr als 60 tätige u. 500 erloschene Vulkane. Die Gebirgsketten gliedern die Inseln in zahlreiche kleine Tal- u. Beckenlandschaften, die ungewöhnlich dicht besiedelt sind.

Bevölkerung:

J. zählt zu den am dichtest besiedelten Staaten der Welt. Durch Maßnahmen der Familienplanung gelang es, das natürliche jährlichen Wachstum der Bevölkerung auf 0,34% (1989) zu reduzieren. Aufgrund der topographischen Gegebenheiten, rd. 80% des Territoriums besteht aus Bergland, ist die regionale Bevölkerungsverteilung sehr ungleich. Auf 2% der Fläche (im Großraum von Tokio u. Osaka sowie in anderen Ballungszentren an der pazifischen Küste) lebt etwa die Hälfte der Bevölkerung.

Wirtschaft:

Die Industrialisierung Japans u. seine Umwandlung in einen modernen Staat begann in der Meiji-Zeit (1868–1912). Dabei konnte zum einen auf »moderne« Wirtschaftselemente wie marktorientierte Produktion, Bankwesen, Börsensystem sowie einen vorhandenen Groß- u. Einzelhandel zurückgegriffen werden. Zum anderen griff der Staat aktiv in die Gesellschafts- u. Wirtschaftspolitik ein. Die Reform des ländlichen Abgabesystems wirkte im Sinne einer Bauernbefreiung u. trug wesentlich zur Schaffung einer Klasse von Lohnarbeitern bei. Tragende Sektoren der wirtschaftlichen Modernisierung waren die Textil- u. die Schwerindustrie. Erstere schuf mit modernen importierten westlichen Anlagen sowie mit moderner Arbeitsorganisation die Grundlage für die Exportproduktion. Für die Schwerindustrie war kennzeichnend, daß ihre ersten Unternehmen im militärstrategisch wichtigen Bereich der Stahl-, Werft- u. Eisenbahnindustrie in staatlichem Besitz waren. Später wurden diese privatisiert, u. einige von ihnen wuchsen in wenigen Jahrzehnten zu Großkonzernen. Ergebnis dieser Entwicklung war in den 1920er u. 1930er Jahren die Entstehung einer dualen Wirtschaftsstruktur. Neben wenigen riesigen Familienkonzernen (zaibatsu), wie Mitsui, Mitsubishi, Sumitomo u. Yasuda, bestand eine Vielzahl kleiner u. kleinster Betriebe, die meist nur als Zulieferer der großen überleben konnten. Die Weltwirtschaftskrisen der 1920er u. 1930er Jahre trafen J. schwer. Doch die beginnende Kriegswirtschaft brachte dem Land ab 1937 einen neuen Industrialisierungsschub, bis J. 1945 in Trümmer sank.

Der schnelle Aufstieg nach 1945 vollzog sich vor dem Hintergrund massiver US-amerikanischen Wirtschaftshilfe, staatlicher Rahmenplanung u. geduldeten Protektionismus. Der militärische Schutzschirm der USA entlastete J. von hohen Rüstungsausgaben. In den 1960er Jahren, in einer Hochwachstumsphase, verlief die Wirtschaftsexpansion nach Rahmenplänen des MITI (Ministerium für Außenhandel u. Industrie), das seither als geheimnisumwitterte Steuerzentrale japanischer Wirtschaftsoffensiven gilt. Die strategische Rolle des MITI wird heute häufig überschätzt. In der Außenwirtschaft kann das MITI zwar durch »administrative Leitlinien«, wie beispielsweise die Selbstbeschränkungsabkommen im Export, Druck auf Unternehmen ausüben, auf die gegenwärtige Industriepolitik aber ist der Einfluß eher begrenzt. Dennoch erarbeitet das MITI auch heute noch Rahmenpläne, die bei privaten Unternehmen sorgfältig in die Unternehmensplanung einbezogen werden.

Japans Wirtschaft ist weniger von Exporten abhängig, als es auf den ersten Blick scheint: 1988 wurden ca. 15% des Bruttosozialprodukts über Exporte erwirtschaftet. Die Exporte konzentrieren sich aber auf nur vier Warengruppen: Autos, Unterhaltungselektronik, Computer u. Büromaschinen. Trotz hoher Zuwächse bei den Importen lag der Handelsbilanzüberschuß im Haushaltsjahr 1988 bei 95,3 Mrd. US-Dollar. Eine Yen-Aufwertung u. die Liberalisierung der Einfuhrbestimmungen zeigen jedoch, daß J. dem ausländischen Druck zum Abbau seines Handelsbilanzungleichgewichts nachgekommen ist. Die japanische Direktinvestitionen im Ausland erhöhten sich 1988 um rd. 47 Mrd. US-Dollar u. erreichten damit eine Gesamthöhe von 186 Mrd. US-Dollar. Als eines der größten Probleme der japanischen Wirtschafts- u. Finanzpolitik erweist sich die hohe innere Staatsverschuldung, die inzwischen fast die Hälfte des Bruttosozialprodukts erreicht. Der Schuldendienst erfordert fast ein Fünftel der Staatsausgaben. Die 1989 verabschiedete Steuerreform sichert dem Staat, im wesentlichen durch die Einführung einer allg. Mehrwertsteuer, stark steigende Mehreinnahmen, so daß der Haushaltsentwurf für das Fiskaljahr 1990 erstmals seit 16 Jahren ohne Neuverschuldung auskommt.

Produzierendes Gewerbe:

Neben der nach dem 2. Weltkrieg forciert vorangetriebenen Entwicklung der Schwer- u. der chemischen Industrie brachte die Massenproduktion einen raschen Wirtschaftsaufschwung: Japanische Uhren, Fotoapparate, elektrische Haushalts- u. Unterhaltungsgeräte, Computer u. Autos überschwemmten den Weltmarkt. Die weltweit marktbeherrschende Stellung besonders japanischen Konsumgüter (U-Elektronik) basiert längst nicht mehr auf dem Kopieren ausländischer Produkte, sondern gründet sich auf die Fähigkeit, neue Produkte schnell zur Serienreife zu entwickeln u. in Massen herzustellen. Dazu werden überall auf der Welt Patente u. Lizenzen eingekauft. Der Vertrieb erfolgt häufig über die Generalhandelshäuser (Sogo shosha), die weltweit ein dichtes Informationsnetz unterhalten.

Aber auch die Industrie setzt auf den Einsatz japanischer Werkzeugmaschinen, modernster elektronischer Bauteile u. Industrieroboter. Langfristige Planungen des MITI gehen davon aus, den bestehenden Trend weg vom produzierenden Gewerbe hin zur Entwicklung von technischem Know-how u. hochqualifizierten Dienstleistungen zu verstärken. Bereits 1988 waren nur noch ca. 7% aller Beschäftigten im Primärsektor (Landwirtschaft, Fischerei) tätig. In der verarbeitenden Industrie ist infolge der Strukturkrise im Montan- u. Werftbereich sowie tiefgreifender Rationalisierungsmaßnahmen in der Auto- u. Elektronikbranche nur noch ein gutes Drittel der Erwerbstätigen angestellt. Aber bereits deutlich mehr als die Hälfte arbeitet im Dienstleistungsbereich. Die verstärkte Hinwendung zum Forschungs- u. Entwicklungsbereich kommt nicht nur in einer überproportionalen Zunahme von Wissenschaftlern u. technischen Fachkräften zum Ausdruck, sondern auch in einer beeindruckenden Forschungsbilanz, die u.a. neue Chipsgenerationen, Magnet-Schnellbahnen, hochauflösendes TV (HDTV), Biotechnologie sowie »intelligente« Werkstoffe (u.a. Feinkeramik, Kohlenstoffasern) hervorgebracht hat. Die Resultate entstammen in der Regel der »Verbundforschung« mehrerer Unternehmen unter staatlicher Koordination des Forschungsministeriums. Die privaten u. staatlichen Forschungsaufwendungen überschritten am Ende der 1980er Jahre die 100 Mrd.-Dollar-Grenze.

Landwirtschaft:

Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttosozialprodukt ist seit Jahren rückläufig: 1975 waren es noch 6,7%, 1987 nur noch 3%. Aufgrund der gebirgigen Oberflächengestalt Japans u. der starken Nachfrage nach Siedlungsgebieten können nur 14,4% der Bodenfläche als landwirtschaftlichen Anbaufläche genutzt werden. In den dichtbesiedelten Küstenregionen wachsen Industrieanlagen, ausufernde Vorstadtsiedlungen u. Landwirtschaft ineinander. Dies ermöglicht den meist winzigen landwirtschaftlichen Betrieben mit einer durchschnittlichen Größe von 1,2 ha das Überleben als Neben- oder Zuerwerbsbetrieb. Das wichtigste japanische Agrarprodukt ist der Reis, der auf über zwei Dritteln der landwirtschaftlichen Nutzfläche angebaut wird. Ertragreiche Reissorten, massiver Düngemittel- u. Pestizideinsatz sowie äußerst intensive Anbautechniken ermöglichen den Kleinbetrieben hohe Ernteerträge: Japan ist bei Reis zu 100% Selbstversorger. Der Gemüseanbau konzentriert sich auf die stadtnahen Regionen bzw. auf Regionen mit industriell-agrarischer Mischstruktur. Kurze Transportwege u. stetige Nachfrage garantieren hier den Gemüsebetrieben ein gutes Einkommen. Hokkaido ist das Zentrum der Milchviehhaltung u. der Molkerei-Industrie, deren Produkte allerdings noch keinen festen Platz in den japanischen Eßgewohnheiten haben. Dagegen steigt der Rindfleischkonsum deutlich an, seit die Preise durch freie Einfuhren aus den USA u. Australien gedrückt wurden. 1988 stieg die Höhe der gesamten japanischen Agrareinfuhren auf 27 Mrd. US-Dollar an.

J. ist die größte Fischereination der Welt. Im Jahr 1987 wurden 13,05 Mill. t Meeresprodukte (Fisch, Muscheln, Schalentiere, Tintenfische) verbraucht, davon konnten 11,8 Mill. t aus eigener Produktion gedeckt werden, 3,26 Mill. t wurden eingeführt. Die Differenz bestand aus Spezialprodukten, die veredelt wieder ausgeführt wurden. J.s Fischereiflotten operieren weltweit, obwohl ihre Fanggründe seit Einführung der 200-Seemeilen-Wirtschaftszone vor den Küsten eingeengt sind. Für den jährlichen Erwerb von Fangrechten beispielsweise von den USA, der Sowjetunion oder Peru mußte die japanische Fischereiwirtschaft 1985 ca. 150 Mill. DM an Lizenzgebühren zahlen. Als alternative Einnahmequelle für Küstenfischer ist inzwischen die Aquakultur für Garnelen u. Austern hochentwickelt.

Verkehr:

Das gebirgige kleingeklammerte Relief, die rasche wirtschaftliche Entwicklung u. die Verstädterung erforderten hohe Investitionen in den Verkehrsbereich. Die japanische computergesteuerten Expreßzüge mit 200 km/h u. mehr Höchstgeschwindigkeit sind an Schnelligkeit u. Sicherheit bisher weitgehend unerreicht. Seit 1988 sind alle 4 Hauptinseln durch einen durchgehenden Schienenstrang miteinander verbunden, dessen wichtigste Teilstücke der Seikantunnel u. das Seto-Brückensystem zwischen Honschu u. Hokkaido bzw. Schikoku sind.

Der Ausbau des Straßennetzes hinkt der enormen Entwicklung des Kraftfahrzeugbestandes hinterher. Das gesamte Straßennetz hat eine Länge von mehr als 1 Mill. km. Davon sind über 3600 km Schnellstraßen, die die 3 großen wirtschaftlichen Zentren des Landes miteinander verbinden. Ein weiterer Ausbau des Autobahnnetzes ist geplant. Vor nahezu unlösbaren Problemen steht die Verkehrsplanung in den Millionenstädten. Das U-Bahn-System in den Städten Tokio, Osaka, Nagoya, Kobe, Sapporo u. Yokohama reicht kaum aus, um die Menschenmassen zu den Verkehrsspitzenzeiten zu befördern.

Ein Großteil des japanischen Frachtverkehrs im Inland wird von der Küstenschiffahrt bewältigt. Hauptumschlagshäfen sind Kobe, Chiba, Nagoya, Yokohama u. Kawasaki. Von den zahlreichen günstig gelegenen Naturhäfen dienen etwa 40 auch dem Überseeverkehr, in dem zunehmend Containerschiffe eingesetzt werden. Japans Handelsflotte zählt zu den größten der Erde.
Dem nationalen wie internationalen Luftverkehr, in dem Japan vor allem als Stützpunkt der pazifischen Transitrouten Bedeutung zukommt, bietet das Land etwa 90 Flughäfen u. -plätze. Knotenpunkt des Flugnetzes ist Tokio mit den beiden internationalen Flughäfen Haneda u. Narita.

Vortrag von Wolfgang H. Hanagarth


Literaturverzeichnis:

-Statististisches Bundesamt (Hrsg.), Länderbericht Japan 1990, Bonn 1991
-Mayer Hans Jürgen/Pohl Manfred (Hrsg.), Länderbericht Japan, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1994
-Schwarzacher Lukas, Japan heute, Orell Füssli, Zürich und Wiesbaden 1991

Weitere Informationen über Japan ... Dank an Japanlink für den Hintergrund.


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